Georg Baselitz: Kunst in der Prinzregentenstraße

1 Juli - 1 Dezember 2006

Georg Baselitz
Aus dem druckgraphischen Werk

Credit Suisse (Deutschland) AG
Investment Office, München
Kunst in der Prinzregentenstraße

Juli – Dezember 2006

 

Konzept und Organisation: Dr. Petra Giloy-Hirtz und Ira Stehmann, curators

Credit Suisse zeigt in ihrem Private Investment Office an der Prinzregentenstraße hervorragende Blätter von einem der bedeutendsten Künstler unserer Zeit: Georg Baselitz.

 

Wie kaum ein anderer hat der deutsche Maler und Bildhauer mit der alten Technik des Holzschnitts experimentiert, mit Radierung und Linolschnitt, und eine zeitgenössische Bildsprache geschaffen: kraftvoll, kompro-misslos direkt, voll energiegeladener Unmit-telbarkeit, ungewöhnlich in der Dialektik von Fläche und Motiv. Hand und Fuß, Mädchen, Pferd und Hund - auf den Kopf gestellt, klar. „Ich will nicht überraschen mit einem schönen Gesang. Ich reflektiere ständig... und lehne Entertainment ab.“ (B. 1996)

 

Credit Suisse lebt mit zeitgenössischer Kunst: in wechselnden Ausstellungen in den Räumen einer der wenigen Villen der Prinzregenten-straße, der letzten großen Straßenschöpfungen der Wittelsbacher Ende des 19. Jahrhunderts, am Isarhochufer direkt hinter dem Friedens-engel und gegenüber der Villa Stuck gelegen. Und Credit Suisse will über die Kunst ein Gespräch initiieren.

 

Kaum ein Werk eignet sich dazu mehr als das von Georg Baselitz, das anknüpft an die Tradition - in seiner Auseinandersetzung mit einer „vaterlosen Generation, die sich ihre Vorbilder erst suchen muss und dabei hinter ihre Väter zurückging“ (B), und mit der deutschen Vergangenheit - und sich entwickelt in Experimenten und Brüchen. Seine machtvolle Revitalisierung der Malerei, die in einer Zeit der favorisierten Abstraktion und später einer konzeptuellen Kunst etwa als „Anachronismus“ und in seiner „barocken Überfülle“ durchaus umstritten war, zeigt gerade auch im Kontext einer international aktiven und erfolgreichen jungen Malereiszene eine übergreifende Position: Baselitz verbindet die Tradition der großen expres-siven Malerei mit einer unmittelbar zeitgenössischen Sicht.

 

Sein Werk ist reich an Erfindungen: Malerei, Skulptur, Radierung, Holzschnitt, Linol-schnitt, Lithographie. Sein Erkennungs-zeichen seit 1968/1969: Das Auf-den-Kopf-Stellen, „der kuriose Versuch, die Figuren im Bildgrund zu verankern, zu verzahnen und in Malerei aufgehen zu lassen.“ Es geht um Malerei, um Bilderfindung, nicht um Wirk-lichkeit. Um die Befreiung vom Gegenstand. Baselitz malt seine Gegenstände, seine Motive umgekehrt: „Also ohne die Bedeutung, die ein Gegenstand haben kann...Denn wenn man sie umdreht, verlieren sie diese Bedeutung.“ (B) Und er will keine narrative Struktur, will nicht erzählen. „Ich habe mich entschieden, 1969 oder ab 1969, ... auf erzählerische oder inhaltliche Dinge in einem Bild zu verzichten und nur noch das zu behandeln, was man in der Malerei üblicherweise verwendet. Also Landschaft, Akte, Portraits, Stillleben usw.“ Was hier für die Malerei gilt, gilt auch für das druckgraphische Werk.

 

„Ich wollte, indem ich Holzschnitte machte, etwas machen, das über meine bisherige Arbeit hinausging. ... Man kann in der Technik des Holzschnitts ... nicht mit halben Tönen, mit Mischtönen, mit Andeutungen, mit Verstecktem, mit Verschleierungen arbeiten. Man hat wenig Möglichkeiten. Es gibt Schwarz-Weiß oder zweifarbig. Das ist eine disziplinäre Entscheidung. Alles das, was eingeschnitten ist, ist gleichermaßen sofort sichtbar. Man kann also nichts verbergen, man kann nichts verwischen. Ich wollte ... eine allgemeine, endgültigere Form ähnlich einer Schablone machen, wo man einfach keine Fragen mehr stellen muss, wenn man das Ding sieht.“ (B) Das ist, was Baselitz interessiert – nicht die Möglichkeit der Reproduktion. So haben die bei Credit Suisse versammelten Arbeiten etwas Radikales, Direktes, auch Sprödes in der zeichnerischen Linie, in Schraffur und Ritzen, ohne die Verführung der Augen durch die Farben der Malerei. Individuelle Eigenart jedes Blattes, Vielfalt in dem Einen. Gegen das Gewohnte, gegen die Langeweile, den Stillstand! „Künstler können nur asozial arbeiten, sie dürfen nicht konform oder kompromissbereit sein.“ (B)

 

Zeitgleich widmet die Pinakothek der Moderne in München dem Künstler eine große Ausstellung: „Georg Baselitz . Remix – Dialog der Bilder“ (vom 21. Juni bis 29. Oktober 2006). Gezeigt werden groß-formatige Gemälde, Zeichnungen und Aqua-relle, die den Dialog mit dem eigenen Werk aufnehmen: Georg Baselitz interpretiert in einer umfangreichen Serie programmatische Werke seiner künstlerischen Entwicklung.

 

Auszug aus der „Kunst Verstehen Broschüre“ von curators für Credit Suisse