Matthias Ziegler | Bilder aus Afrika: Credit Suisse, Kunst im Palais am Lenbachplatz, München

1 Mai - 30 Juni 2009

Ecommerce Alliance, München Juli 2010
Credit Suisse, Kunst im Palais am Lenbachplatz, München
Mai 2009–Juni 2010

Konzept und Organisation: Dr. Petra Giloy-Hirtz und Ira Stehmann, curators

Mit Matthias Zieglers Photographien von Afrika lenkt Credit Suisse die Aufmerksamkeit auf einen Kontinent, mit dem viele nur Hunger, Aids und Bürgerkrieg assoziieren.

 

Neunter Szenenwechsel bei Credit Suisse

Mit Matthias Zieglers Photographien von Afrika lenkt Credit Suisse die Aufmerksamkeit auf einen Kontinent, mit dem viele nur Hunger, Aids und Bürgerkrieg assoziieren. Matthias Ziegler bringt von seinen Reisen andere Bilder mit, Bilder auch jenseits des Klischees des Genres der Reportagephotographie. Es sind poetisch sinnliche Arbeiten, einfühlsam die Menschen beobachtend und feinsinnig zeichnend. Die Schönheit und Würde der Menschen zu bannen, ist sein Wunsch, Innenansichten ihres Lebens zu geben, auch humorvoll Skurriles festzuhalten. So sind seine Photographien auf den ersten Blick ohne politische Konnotationen, auch wenn seine Auftraggeber, Hilfsorganisationen etwa oder renommierte Magazine, politisch motiviert sind.

Hinter jedem Portrait, hinter jeder „Situation“, verbirgt sich gleichwohl eine Geschichte. Wir sehen eine schöne Frau (7), und nur das rote Buch mag als Hinweis gelesen werden, dass sie eine einheimische Hilfsorganisation gegen Analphabetismus leitet. Da ist ein lässig gekleideter Mann im Schilf (8), und was unpolitisch wirkt, ist auch ein Plädoyer für eine nicht genmanipulierte Landwirtschaft im Rückgriff auf bewährte Methoden, nämlich die Schädlinge durch „Zäune“ aus Schilfgras von den Feldern abzuhalten. Der Fußballer mit seinem verwundeten Knie (6) hat nie ein Fußballstadion von innen gesehen – das ist allein der Aufnahmeort -, sondern nur in den Slums von Nairobi gespielt, und der geheimnisvoll aus dem Dunkel blickende Mann mit leuchtend grünem Hut ist ein Flüchtling aus Simbabwe (23).

Matthias Ziegler nimmt uns mit in die Metropolen und führt uns auf der Suche nach den „Ursprüngen der Menschheit“ in die entlegenen Winkel des Kontinents. Wir sehen Straßenszenen in Nairobi (beim Friseur, 15, im Photostudio, 31), einen heiligen Mann, einen „Marabu“, in Agadez (16), einen Maschinisten auf der Fahrt den Nil hinunter (1), Männer, sich an den Händen haltend als Zeichen ihrer Freundschaft, angezogen in einer Mixtur aus westlicher und traditioneller Kleidung (4). Und wir lernen die Hadzabe kennen, ein kleines, vom Aussterben bedrohtes Volk in Tansania, unkriegerisch, ohne Behausung, ohne Hierarchie - das Feuer machen sie noch mit dem Stecken -, in ihren Werten von Besitzlosigkeit und der Gleichberechtigung von Mann und Frau westliche Sozialutopien erfüllend. Sie sind festgehalten in phantastischen Portraits (5, 9) und im Jagen und Sammeln als der ältesten Kulturform - mit extrem giftigem Pfeil (12a) und Bogen (27) oder auf Honigsuche (28).

Die Auswahl der Arbeiten bietet eine Fülle von Eindrücken und Aspekten - Mobilität zum Beispiel (14, 20, 21), Körper (2) oder Ausbildung (31) - aus verschiedenen Ländern wie Sudan, Senegal, Äthiopien, Liberia, Kenia, Tansania, Botswana; Menschen in unterschiedlichen Landschaften: in der Wüste (17, 18), am Fluss als dem Ort der Kommunikation und des Waschens (22). Jedes Bild erzählt natürlich auch etwas über den Wahrnehmenden, den Photographen, über dessen eigenes Leben. In faszinierenden „Künstler“- Büchern aus handgeschöpftem Papier, in Leder geschlagen und fadengeheftet, Reisetagebücher im schönsten Sinn, hat er in Bildern und Notizen über Jahre hin seine Erfahrungen und Eindrücke gesammelt. Anders als die Bilder, die wir von Afrika kennen: Olivier Föllmis farbenfrohe Photographien afrikanischer Landschaften etwa, Nick Brandts Tierwelten, seine berühmten Elephanten, Löwen und Giraffen, Jean-Baptiste Huynhs ästhetische Portraits und Stillleben oder Isabel Munoz’ „Etiopia“-Serie von eindrucksvollen Körperbemalungen: Matthias Zieglers Photographien haben eine eigene Sprache, sie sind individuell und berührend, auch weil sein gutes Auge für Menschen sich mit der Zuneigung zu ihnen verbindet.

Auszug aus der Kunst Verstehen Broschüre von curators für Credit Suisse, Neunter Szenenwechsel.


Biographie

Matthias Ziegler, geboren 1964, Studium an der Bayrischen Lehranstalt für Photographie in München, reist die meiste Zeit des Jahres rund um den Erdball und bringt einzigartige Bilder mit von großer Sensibilität und emotionaler Kraft. Seine Photographien wurden vielfach international ausgezeichnet. Er arbeitet für renommierte Magazine wie Stern, Spiegel, SZ-Magazin, Die Zeit, Geo, GQ USA, Luomo Vogue. Matthias Ziegler lebt in München.